ETF Erklärung: ETF sind börsengehandelte Fonds. Für viele Anleger ist das Buchstabenkürzel „ETF“ ein Synonym für langfristigen passiven Vermögensaufbau, doch nicht alle ETF sind für den langfristigen Vermögensaufbau konzipiert, und nicht alle ETF sind gleich gut.
Daher steckt, wie so oft, der Teufel im Detail. In diesem Artikel bieten wir eine anfängerfreundliche ETF Erklärung der wichtigsten Aspekte von ETF für einen erfolgreichen Vermögensaufbau.
Was ist ein ETF?
Ein ETF vereint die besten Eigenschaften von Wertpapieren und Investitionsfonds, nämlich deren Liquidität und Möglichkeiten zur Diversifikation.
Börsengehandelte Fonds sind liquide
Ein ETF (englisch Exchange Traded Fund) ist ein börsengehandelter Fonds, dessen Anteile wie Aktien ganztägig an den Wertpapierbörsen gehandelt werden und sind auch deutlich günstiger als traditionelle, nicht börsennotierte, Fonds, da sie zum Beispiel keine Ausgabeaufschläge erheben.
ETF bündelt Werte in einem Korb
Wie traditionelle, nicht börsengehandelte Fonds, bündeln ETF verschiedene Aktien in einem Korb. Wenn man einen Anteil des betreffenden ETF kauft, erwirbt man den Korb der repräsentierten Aktien.
Das spart Transaktionsgebühren, die sonst beim Einzelkauf der Aktien anfallen würden. Gute börsengehandelte Fonds bieten eine günstige Möglichkeit für höhere Renditen durch Risikostreuung (Diversifizierung).
⚠️ Achtung! ETF werden oft als Synonym für passiven langfristigen Vermögensaufbau verwendet, infolge, spiegelt sich die Beliebtheit von ETF auch in der Vielfalt der angebotenen ETF wider. Short-ETF zum Beispiel sind als tagesaktuelle, risikoreiche Finanzprodukte für Wetten auf fallende Kurse konzipiert. Daneben gibt es eine Vielzahl aktiv verwalteter ETF, die durch die Auswahl aussichtsreicher Wertpapiere versuchen, den „Markt“ zu schlagen.
Assetklassen – Welche Anlageklassen bilden ETF nach?
In der Theorie kann ein ETF sehr breit aufgestellt sein. Ein ETF kann einzelne Werte einer Assetklasse (auch Anlageklasse) oder gar mehrere Assetklassen bündeln:
- Wertpapiere
- Aktien
- Anleihen
- Rohstoffe und Edelmetalle
- Währungen
- Länderwährungen
- Kryptowährungen
- Immobilien
Assetklassen und deren Werte können je nach Ausrichtung des ETF unterschiedlich stark gewichtet sein. Oder nach bestimmten Kategorien wie Region, Land, Branche (Automobil, Einzelhandel, Finanzdienstleistungen etc.), Strategie oder thematischem Fokus (Drohnen, 3D-Drucker, Innovation etc.) gebündelt werden.
Das umfangreiche Angebot an ETF ist Segen und Fluch zugleich. Denn für fast jede Anlagestrategie gibt es einen ETF, aber nicht alle Strategien sind mit einem langfristigen passiven Anlageansatz vereinbar. Deshalb ist die Wahl des richtigen ETF oder der richtigen ETF der aufwändigste Teil.
Fondsmanagement – Was sind aktiv und passiv gemanagte Fonds?
Auf der Grundlage des Fondsmanagementansatzes lassen sich zwei wichtige Kategorien von ETF unterscheiden: passiv verwaltete, indexnachbildende ETF und aktiv verwaltete ETF.
Passiv verwaltete (indexabbildende) ETF
Passive ETF zielen darauf ab, einen Referenzwert (Benchmark), wie einen Aktienindex (DAX, EURO STOXX 50, S&P 500, NASDAQ, etc.) oder einen Rohstoffkorb (Bloomberg Commodity Index) in der Kurs- und Renditeentwicklung möglichst genau abzubilden.
Diese Strategie erfordert keine strategischen Anlageentscheidungen des Fondsmanagements, da sich die Anleger mit der „Marktentwicklung“ des zugrunde liegenden Referenzwertes zufriedengeben. Diese Strategie wird auch als passive Anlagestrategie bezeichnet.
Aktiv verwaltete ETF
Im Gegensatz zu passiven börsengehandelten Fonds zielen aktiv verwaltete börsengehandelte Fonds darauf ab, den „Markt“ durch höhere Renditen zu übertreffen.
Der Erfolg des Fondsmanagements wird an einer festen Benchmark wie dem S&P 500 Index gemessen. Erzielt der Fonds eine höhere Rendite, ist er erfolgreich; kann er die Benchmark nicht schlagen, hat er sein Ziel nicht erreicht.
Laut Forbes haben 70 % aller US-Aktienfonds im Jahr 2019 den Vergleichsindex nicht geschlagen. Als Referenzindex wurde der S&P Composite 1500 gewählt, der 90 % des US-Aktienmarktes repräsentiert.
Wenn man die geringe langfristige Erfolgswahrscheinlichkeit und höheren Kosten berücksichtigt, wäre für langfristige Anleger ein breit diversifizierter passiver ETF die bessere Alternative.
Replikationsmethoden – Wie bildet ein ETF die Werte nach?
Passive, indexnachbildende ETF zielen darauf ab, die Benchmark so genau und kostengünstig wie möglich nachzubilden. Je nach Komplexität werden häufig die folgenden drei Methoden angewandt: vollständige physische Replikation, ein physisches Sampling und eine synthetische Replikation.
Vollständige physische Replikation
Kauft der Fondsanbieter alle Werte des ETF im erforderlichen Verhältnis, spricht man von einer vollständigen physischen Replikation. Diese Methode ist die sicherste, weil der Fonds bei der Replikation nicht von einer anderen Partei abhängig ist.
Allerdings ist diese Methode auch die teuerste und aufwendigste Replikationsmethode.
Bei Indizes, wie dem MSCI World Index, ist eine vollständige Replikation aufgrund des damit verbundenen Aufwands und der Komplexität nicht gerechtfertigt. Für diesen Zweck eignen sich ein physisches Sampling oder eine synthetische Replikation.
Physisches Sampling
Wenn die vollständige physische Replikation an ihre Grenzen stößt, kommt ein algorithmusgesteuertes Sampling verfahren zum Einsatz, bei dem die Anzahl der physisch zu haltenden Werte optimiert wird. Dies reduziert den Aufwand und ermöglicht eine zumindest teilweise physische Replikation von sehr breit gestreuten Indizes.
Synthetische Replikation (Swap-basiert)
Synthetische Replikation ist die Replikation der Kurs- und Renditeentwicklung eines Index durch einen Finanzkontrakt, wie einen Swap. Bei diesem Swap-Geschäft zwischen dem Fondsanbieter und dem Börsenpartner (Swap-Partner), verpflichtet sich der Swap-Partner die Renditeentwicklung an den Fonds auszuzahlen. Im Gegenzug erhält der Swap-Partner eine Swap-Gebühr.
Der Sicherheitskorb kann aus Werten bestehen, die in keinem Zusammenhang mit dem Referenzwert stehen. Die synthetische Nachbildung ist eine genauere und kostengünstigere Methode zur Nachbildung eines Index. Außerdem können Assetklassen wie Rohstoffe und Währungen von einem ETF nur über Finanzkontrakte nachgebildet werden.
Sicherheit – Wie sicher sind ETF?
Wie bei anderen Investitionen ist auch die Investition in ETF nicht ohne Risiken. Darunter ist das Ausfallrisiko und das Kontrahentenrisiko (Gegenparteirisiko).
Ausfallrisiko
ETF sind nach dem deutschen Kapitalanlagegesetzbuch (§ 1 Abs. 10 KAGB) als Sondervermögen definiert. Folglich, wenn die ETF verwahrende Depotbank zahlungsunfähig wird, ist das Kapital der Anleger per Gesetz vor Ansprüchen der Gläubiger geschützt.
Kontrahentenrisiko bei synthetischen ETF
ETF mit synthetischer Replikation, insbesondere „Swap-ETF“, sind einem Kontrahentenrisiko ausgesetzt. Sollte der Swap-Partner in die Insolvenz rutschen, würden die dem ETF-Anbieter zustehenden Erträge ausbleiben.
Die EU hat eine Obergrenze eingeführt, um einen möglichen Ausfall auf eine 10%ige Differenz zwischen dem Sicherheitenkorb und dem Referenzwert zu reduzieren. Trotz weiterer Sicherheitsvorkehrungen müssen Anleger das Kontrahentenrisiko bei synthetischen ETF berücksichtigen.
Wertpapierleihgeschäfte (Kontrahentenrisiko) bei physischen ETF
Um die Fondsgebühren niedrig zu halten, verleihen physisch replizierende ETF häufig die Wertpapiere des Fonds. Durch Wertpapierleihgeschäfte besteht auch bei physischen ETF ein gewisses Verlustrisiko (dies wird auch als Kontrahentenrisiko bezeichnet).
Zum Schutz der Anleger werden diese Geschäfte jedoch durch Sicherheiten gedeckt, doch auch hier sollten Anleger dieses Risiko auf dem Radar haben.
Ausschüttungsformen – Was ist besser, ausschüttende oder thesaurierende ETF?
Die Entscheidung über die Ausschüttungsform, ob die Dividenden ausgeschüttet oder automatisch in den ETF reinvestiert (thesauriert) werden sollen, ist eine persönliche Entscheidung. Denn seit Jahresbeginn 2018 gibt es nämlich keine Steuervorteile mehr für thesaurierende ETF.
Ausschüttende ETF
Ausschüttende ETF leiten die Dividenden der im ETF-Korb enthaltenen Aktien, nach Abzug der Quellensteuer (Nettodividende), an die Depotbank des Anlegers weiter.
Zu sehen, dass sich Sparen und Geld anlegen in Form von zusätzlichem Einkommen auszahlt, kann den Anleger motivieren, weiter zu investieren. Ferner können die erhaltenen Dividenden für Investitionen in andere Anlageklassen verwendet werden.
Persönlich verwende die Dividenden, um in risikoreichere Anlageklassen wie Kryptowährungen oder Einzelaktien zu investieren.
Thesaurierende ETF
Thesaurierende ETF legen Nettodividenden automatisch wieder in den ETF an. Für einige Anleger entfällt damit die Versuchung, das Geld auszugeben. Zusätzlich profitieren Anleger vom Zinseszinseffekt, was sich langfristig spürbar auf die Rendite der Anlage auswirkt.
Total Expense Ratio – Wie teuer ist der ETF?
ETF erheben Gebühren zur Deckung der laufenden Kosten, wie für Vermarktung, Verwaltung und Dokumentationspflichten. Diese Gebühren werden als Prozentsatz des Fondsvermögens angegeben und meist als Total Expense Ratio (TER) oder Ongoing Charges Figure (OCF) bezeichnet.
Aufgrund des niedrigen Aufwands des Fondsmanagements sind die jährlichen Fondskosten eines indexnachbildenden (passiv verwaltenden) ETF niedriger als die eines aktiv verwaltenden ETF.
Folglich wirken sich niedrige Fondskosten aufgrund des Zinseszinseffekts positiv auf die langfristige Renditeentwicklung aus. Wobei physisch replizierende ETF aufgrund der notwendigen Neugewichtung des ETF risikoärmer, aber teurer als synthetische ETF sind, die eine Swap-Gebühr zahlen.
Sparpläne – Was sind ETF-Sparpläne?
Mit ETF-Sparplänen können Anleger bereits mit geringen Beträgen (ab 1 EUR) pro Monat, kostenlos in ETF investieren. Jedoch sollten langfristig orientierte Anleger zunächst solide ETF finden und danach prüfen, ob Sparpläne verfügbar sind.
Weil ein guter ETF mit Sparplan-Option einen Wechsel der Depotbank rechtfertigen kann.
Fazit
ETF sind eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, breit gestreut zu investieren, jedoch ist die Suche nach einem ETF, der zur persönlichen Anlagestrategie passt, der schwierigste Teil.
Dementsprechend sollten Anleger mit dieser ETF Erklärung nun über ein solides Grundverständnis der wichtigsten Aspekte von ETF verfügen, um eine fundierte Auswahl treffen zu können.
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