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ETF Risiken: Sind ETF sicher?

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ETF Risiken: Sind ETF sicher?

Bei Anlegern erfreuen sich börsengehandelte Fonds (ETF) großer Beliebtheit, dennoch stellt sich die Frage: Sind ETF sicher? Ein ETF unterliegt, wie alle Investitionen, allgemeinen Markt- und produktspezifischen Risiken. In diesem Artikel werden einige der wichtigsten Risiken vorgestellt, sodass Anleger diese bereits bei der Wahl von ETF beachten und möglichst vermeiden können.

Marktpreisrisiko (Kursschwankungen)

ETF sind börsengehandelte Fonds und unterliegen, wie alle Anlageprodukte, Kursschwankungen (Volatilität). Kursschwankungen sind an den Börsen völlig normal, da sich der Preis eines Wertpapiers grundsätzlich aus dem Gleichgewichtspreis von Angebot und Nachfrage bildet.

Die Nachfrage und das Angebot werden wiederum von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Emotionen, Nachrichten, erwartete zukünftige Gewinne sind nur einige Beispiele.

Neben kurzfristigen Kursschwankungen kann sich die Stimmung (Einschätzung der Anleger) von positiv (Bullenmarkt) zu negativ (Bärenmarkt) umschlagen. So können negative Prognosen etwa anhaltende Börsenschwächen, abrupte Kurskorrekturen oder Wirtschaftskrisen auslösen oder verstärken.

☝️ Kursverluste und Kursgewinne sind unrealisiert bis die Anteile verkauft (realisiert) werden. Es gilt: Desto länger die Anlagedauer, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Kurse positiv entwickel.

Kursschwankungen eines einzelnen Wertes, wie etwa eines Aktienunternehmens oder Rohstoffes, sind in der Regel stärker ausgeprägt als z. B. bei einem Börsenindex, wie etwa dem DAX (Deutscher Aktienindex). Der DAX ist gibt die Kursentwicklung der 40 größten deutschen Aktienunternehmen, diese Unternehmen machen wiederum 80 % der Marktkapitalisierung in Deutschland aus.

☝️ Eine breite Marktabdeckung duch etwa einen Börsenindex kann das Kursschwankungsrisiko im Vergleich zu Einzelwerten eindämmen. Daher sollten Anleger das Risiko auf mehrere Unternehmen, Branchen und gegenfalls Regionen verteilen (Diversifikation des Portfolios). Zudem reagieren Anlageklassen unterschiedlich auf wirtschaftsentwicklungen. Gold etwa, wird gerne als Schutz vor Inflation und Finanzkrisen gekauft.

Sind ETF sicher?
Sind ETF sicher? | Kursschwankungen auf den Märkten sind normal.

Wechselkursrisiko

Die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung von Wechselkursen wird als Wechselkursrisiko (auch Währungsrisiko) bezeichnet. Das Wechselkursrisiko realisiert sich beim Kauf und Verkauf von ETF und beim Erhalt von Dividenden.

Währung der Werte eines ETF entscheidend

Bei einem ETF wird das Wechselkursrisiko aus den Währungen, die vom ETF abgebildet werden, bestimmt. Indexnachbildende ETF wie dem DAX, dessen Werte ausschließlich auf EUR lauten oder dem EURO STOXX 50 Index, der lediglich aus etwa 4,5 % britischen Aktien, die auf GBP lauten, hält, ist das Wechselkursrisiko nicht vorhanden respektive sehr gering.

☝️ Für das Wechselkursrisiko ist nur entscheidend, auf welche Währung die abgebildeten Werte des ETF lauten. Dabei sind Handelswährung oder Fondswährung des ETF irrelevant. Sämtliche ETF, die auf Wertpapiere aus nicht Euro-Zone Währung lauten, sind vom Wechselkursrisiko betroffen.

Bei einem ETF der einen Börsenindex wie dem S&P 500 abbildet, ist es eindeutig auf welche Fremdwährung sich das Wechselkursrisiko bemisst. Schwieriger ist es bei globalen Indizes wie etwa einem Welt ETF (auf Basis des MSCI respektive FTSE) gewichten an erster Stelle US-amerikanische Aktien (in USD) mit etwa 60 % und auf zweiter Stelle japanische Aktien (in JPY) mit etwa 6 %. Trotz des weltweiten Investitionsansatzes schlägt sich die Entwicklung des Wechselkurses aus USD und EUR proportional zu dem Investitionsanteil auf die Rendite des Anlegers aus.

Die Fondswährung, Währung, in der das Fondsvermögen verwaltet wird, entspricht oft der Indexwährung oder der häufigsten Währung der abgebildeten Werte. Andere Titel, die auf andere Währungen lauten, werden in die Fondswährung umgerechnet. Das Wechselkursrisiko ist auch hier vorhanden.

☝️ Wer sein Vermögen auf verschiedene Assetklassen (Anlageklassen) und Märkten mit unterschiedlichen Währungen verteilt, verteilt auch das Währungskursrisiko. Langfristige Anleger brauchen sich nicht zu fürchten, denn in der Regel gleichen sich Währungsschwankungen langfristig aus. Wer aber sichergehen möchte, auch wegen eines kürzeren Anlagehorizontes, kann in seinem Portfolio die Gewichtung auf ETF mit europäische Unternehmen erhöhen.

Kauf und Verkauf von ETF

Die Handelswährung, Währung, in der ein ETF an einer Börse gehandelt wird, hat keine Auswirkung auf das Wechselkursrisiko, da die Handelswährung automatisch in die Fondswährung umgerechnet wird. Somit ist das Wechselkursrisiko nahezu identisch, als würde man den ETF direkt in seiner Fondswährung erwerben.

☝️ Sogennate „gehedgte ETF“ können durch Finanzderivate das Wechselkursrisiko kurzfristig absichern. Diese Versicherung ist allerdings nicht kostenlos, denn die höheren Fondskosten verkleinern die Rendite des ETF. Für langfrsitige Anlager ist von gehedgten ETF abzuraten.

Schwellenländerrisiko

Schwellenländer bieten zwar langfristig ein höheres Potenzial für Wachstum als Industrieländer, doch unterliegen diese auch oft höheren Marktschwankungen.

Zudem spielen bei Schwellenländern zahlreiche interne und externe Risikofaktoren eine Rolle, die sich auf den Kurs ihrer Aktienunternehmen auswirken. Eines dieser Faktoren ist etwa die politische Stabilität und ein transparenter und zuverlässiger Rechtsrahmen für Unternehmen.

☝️ Auch bei dem Schwellenrisiko können Anleger mit langem Atem vom globalen Wirtschaftswachstum profitieren. Sogenannte Welt ETF inklusive Entwicklungsländer gewichten Industrie- und Schwellenländer nach der Marktkapitalisierung ihrer Aktiengesellschaften am gesamten Wirtschaftsmarkt. Daher sind die USA mit etwa 60 %, China mit knapp 4 % und Indien mit etwa 1,5 % gewichtet. Abhängig von der eigenen Risikobereitschaft kann der Anteil von Schwellenländern eigenständig durch etwa zwei ETF gewichtet werden – dieser Ansatz wäre aber ein aktiver Investitionsansatz.

ETF Risiken: Sind ETF sicher?
ETF Risiken: Sind ETF sicher? | Schwellenländer sind oft volatiler als Industrieländer.

Unvorhersehbare Ereignisse

Unvorhersehbare Ereignisse und Entwicklungen wie Naturkatastrophen, Pandemien, Klimawandel, technologische Revolutionen (Disruption bestehender Geschäftsfelder) und politischer Entscheidungen können die Entwicklung von einzelnen Unternehmen bis ganzen Kontinenten oder der gesamten Weltwirtschaft negativ beeinflussen.

☝️ Vor unvorhersehbaren Ereignissen gibt es kein Allheilmittel; Vielmehr verteilt man das Risiko auf verschiedene Anlageklassen wie Rohstoffe, Immobilien, Kryptowährungen, Wertpapiere, Bargeld und Wertgegenstände. Bei negativen globalen Ereignissen wie einer Pandemie tendieren Anleger dazu, ihr Vermögen in Gold oder Immobilien anzulegen, da diese oft als einen sicheren Hafen einen physisch greifbaren Wert repräsentieren.

Historische Werte

Bei der Auswahl eines ETF wird häufig die bisherige Kurs- und Renditeentwicklung als Erwartungswert für die zukünftige Entwicklung herangezogen. Leider ist das ein Trugschluss, denn die zukünftige Entwicklung von Unternehmen und Märkten lässt sich nicht aus Vergangenheitswerten ableiten.

☝️ Anleger sollten historische Entwicklungen als einer von vielen Entscheidungsfaktoren berücksichtigen, aber auch beachten, dass es Ereignisse geben kann, die nicht Vorsehbar sind.

Klumpenrisiko

Anleger sollten genau auf die Zusammensetzung ihrer ETF achten, weil selbst sehr breite Indizes wie einem MSCI oder FTSE basierten Welt ETF sind mit etwa 60 % US-amerikanischen Aktien gewichtet. So sollten Anleger bei der Wahl eines weiteren ETF oder bei der Neuausrichtung ihres Portfolios beachten, wie die tatsächliche Gewichtung der Werte aussehen.

Beispiel eines frei erfundenen Portfolios: 85 % FTSE All-World ETF (59 % USA), 10 % Aktien, darunter 50 % aus den USA und 5 % Kryptowährungen. Obwohl der Anleger meinen könnte, er sei sehr breit aufgestellt, besteht ein Klumpenrisiko (große Gewichtung) auf die USA mit 55 % (85 % * 59 % + 10 % * 50 %) des Portfoliovolumens.

☝️ Auch wenn die Welt ETF  immer wieder Neugewichtet werden, besteht ein Klumpenrisiko, falls Anlager nicht auf die Gewichtung der einzelnen Werte eines ETF achten.

ETF Risiken: Sind ETF sicher?
ETF Risiken: Sind ETF sicher? | Die Gewichtung der Titel beachten

Liquiditätsrisiko

Die Beliebtheit von ETF ist ungebrochen, aber nicht alle angebotenen ETF sind gleich beliebt und damit gleich handelbar (Liquidität). Ein Vermögenswert ist liquide, wenn man diesen sofort und zu geringen Handelskosten gegen Geld verkaufen kann.

Bei weniger gehandelten ETF, wie bei spezialisierten ETF (z. B. Schwellenländer, Smart-Beta-Strategien oder Trend-ETF) ist die Differenz zwischen dem Verkaufskurs (Geldkurs) und Ankaufskurs (Briefkurs), Geld-Brief-Spanne (englisch Spread), ist hoch und somit teurer zu handeln (Liquiditätsrisiko).

☝️ Eine Hilfestellung zur Bewertung der Liquidität von ETF ist, bietet das Xetra Liquiditätsmaß (XLM). Die Deutsche Börse analysiert implizierte Transaktionskosten (Auswirkung des Handels eines Wertpapiers auf dessen Kurspreises) und veröffentlicht diese als eine transparente Kennzahl monatlich in einer ETF-Statistik. Es gilt: Desto kleiner das XLM, desto geringer die Handelskosten und somit liquider der ETF.

ETF Strategie als Risiko

Um sich von der Masse der ETF abzuheben, entwickeln ETF-Anbieter laufend neue ETF mit den wohlklingendsten Namen wie „Zukunft der Mobilität“ oder „Zukunft der Lebensmittel“.

Hierbei handelt es sich um aktiv gemanagte ETF, die durch die Wahl von Wertpapieren (Stock-Picking) im Fonds eine überdurchschnittliche Wertentwicklung anstreben.

Dieser Zusatzaufwand für das Fondsmanagement schlägt sich in den Kosten des ETF nieder. Laut Forbes zeigen ETF mit einer passiven, indexnachbildenden Strategie unter Berücksichtigung der Fondskosten langfristig bessere Ergebnisse als aktiv verwaltete ETF.

☝️ Indexnachbildende ETF, die ein breites Spektrum von Unternehmen und Branchen abdecken, können langfristig höhere Renditen erzielen als aktiv verwaltete ETF.

Indexnachbildungsrisiko (Index-Tracking Error)

Die Aufgabe eines indexnachbildenden ETF besteht darin, einen Referenzindex (Benchmark) in seiner Kurs- und Renditeentwicklung möglichst genau nachzubilden. Gemessen wird die Abweichung als Standardabweichung zwischen der Kurs- und Renditeentwicklung des ETF und des Index (Index Tracking Error).

Eine Abweichung von der Benchmark stellt ein Risiko für den Anleger dar (Indexnachbildungsrisiko), deshalb sollten Anleger die Abweichung vom Index als ein Qualitätsmerkmal bei der Entscheidung eines ETF Kaufs berücksichtigen.

Entscheidend für die Abweichung ist die Replikationsmethode des ETF. Die vollständige physische Replikation und das physische Sampling versuchen, den Index durch Kauf und Verkauf der Indexwerte möglichst genau nachzubilden.

Synthetische ETF hingegen sind in ihrer Indexnachbildung genau, da sie mithilfe von Finanzkontrakten genaue Renditen sicherstellen.

☝️ ETF Anbieter stellen regelmäßig im Factsheet die Kurs- und Renditeentwicklung vom Fonds dem Benchmark gegenüber.

Gegenparteirisiko (Kontrahentenrisiko)

Die gute Nachricht ist: ETF sind nach dem deutschen Kapitalanlagegesetzbuch (§ 1 Abs. 10 KAGB) als Sondervermögen definiert. Folglich, wenn die ETF verwahrende Depotbank zahlungsunfähig wird, ist das Kapital der Anleger per Gesetz vor Ansprüchen der Gläubiger geschützt.

In unserem aktuellen Depot-Vergleich findest du die zurzeit besten Anbieter für dich und sämtlichen anfallenden Gebühren beim Kauf von Aktien oder ETF.

Etwas schwieriger ist es, wenn ETF Anteile durch die Fondsgesellschaft oder Depotbank verliehen oder den Referenzindex durch synthetische Replikationsmethode abgebildet werden.

Wertpapierleihe

Bei physisch replizierenden ETF wird oft durch Wertpapierleihen an Dritte die Fondsgebühren reduziert, aber auch einige Depotbanken bedienen sich der Wertpapierleihe, um die Gebühren für Kunden gering zu halten oder eine weitere Renditemöglichkeit anzubieten. Die Wertpapierleihe ist mit Sicherheiten geschützt, doch ein Ausfallrisiko kann nicht vollständig ausgeschlossen werden.

☝️ ETF Anbieter sind verpflichtet Anleger über Risiken des ETF aufzuklären, daher sollten Anleger Informationsmaterialen zum ETF unbedigt sorgfältig gelesen. Auch der Wahl einer Depotbank sollten Anleger auf die Möglichkeit der Depotbank zur Wertpapierleihe achten.

Synthetische Replikation (Swaps)

Bei einem Swap-Geschäft zwischen dem Fondsanbieter und dem Börsenpartner (Swap-Partner), verpflichtet sich der Swap-Partner die Renditeentwicklung des Referenzindizes an den Fonds auszuzahlen.

Im Gegenzug erhält der Swap-Partner eine Swap-Gebühr. Das Risiko besteht darin, dass der Swap-Partner zahlungsunfähig wird und die vereinbarten Erträge nicht an den Fondsanbieter auszahlt.

Obwohl Gesetzte erlassen wurden, um das Ausfallrisiko bei Swap-Geschäften (Bonitätsrisiko) zu reduzieren, sollten Anleger dieses Risiko bei der Wahl eines ETF dennoch berücksichtigen.

☝️ Je nach individueller Anlagestrategie und Risikobereitschaft können die Vor- oder Nachteile überwiegen.

Fazit: Wer Risiken berücksichtigt, entscheidet sich für sichere ETF

Wer bei der Wahl eines ETF die vorgestellten Risiken berücksichtigt und entsprechende Maßnahmen zur Risikostreuung trifft, kann von zahlreichen Vorteilen profitieren, die ETF bieten.

 

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Alexander Shkolnik

Alexander Shkolnik

Alexander digitalisiert seit über 8 Jahren Finanz- und Steuerprozesse bei führenden Wirtschafts- und Steuerberatungsunternehmen. Seine Leidenschaft galt schon in seiner Jugend der Wirtschaft und IT. Nach seinem Wirtschaftsabitur studierte Alexander Volkswirtschaft, Unternehmenssteuern und Wirtschaftsinformatik.

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