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Short Squeeze
Alexander Shkolnik

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Short Squeeze

Short Squeeze ist ein Begriff, der Anlegern zunehmend im Internet und vor allem in den sozialen Medien begegnet. Es hat sich ein regelrechter Hype um den nächsten Short Squeeze entwickelt.

Doch was genau ist ein Short Squeeze, wie läuft er ab und wie können Anleger davon profitieren? Diese und andere Fragen werden wir in diesem Artikel beantworten.

Was ist ein Short Squeeze?

Ein Short Squeeze ist ein Börsenphänomen, bei dem ein schnellerer Kursanstieg einer Aktie durch eine ungewöhnlich große Zahl von Wetten auf einen fallenden Aktienkurs ausgelöst wird.

Voraussetzungen für ein Short Squeeze

Voraussetzung für einen Short Squeeze ist, ein ausreichend großes Volumen an Wetten auf fallende Kurse einer Aktie. Leerverkaufspositionen (englisch: Short Sales oder Shorts) stellen diese Wetten dar. Steigt der Kurs wider Erwarten, führt dies zu Verlusten für die Leerverkäufer.

Um diese Verluste zu begrenzen, werden die Aktien von den Leerverkäufern rasch von der Börse zurückgekauft (Buy-Back). Die zusätzliche Nachfrage lässt den Kurs weiter ansteigen, was wiederum andere Leerverkäufer dazu veranlasst, ebenfalls Aktien zurückzukaufen.

Wird eine kritische Menge erreicht, löst dies eine Kettenreaktion, eine „Käuferpanik“, aus. Angesichts des plötzlichen Kursanstiegs werden Anleger angezogen, um kurzfristig von den steigenden Kursen zu profitieren, und wirken so als weitere Treiber für den Kursanstieg.

Hierdurch werden die Leerverkäufer aus ihren Short-Positionen herausgedrängt, oft mit Verlusten – ein „Short Squeeze“.

Was ist ein Leerverkauf?

Mit einem Leerverkauf spekuliert der Anleger auf einen zwischenzeitlichen Kursrückgang einer Aktie. Zu diesem Zweck leiht sich dieser die gewünschten Aktien von einem Broker, einer Bank, einem physisch-replizierenden Fonds oder einem Großaktionär gegen eine Leihgebühr.

Für die Leihe wird ein, meist kurzfristiger, Rückgabetermin (Ablaufdatum oder Termin) vereinbart. Die geliehenen Aktien werden an der Börse vom zum Marktpreis veräußert.

Zum Rückgabetermin muss der Leerverkäufer die Wertpapiere zum Marktpreis an der Börse zurückkaufen und sie mit der vereinbarten Leihgebühr an den Verleiher zurückgeben.

Wichtig: Einige Broker bieten ihren Anlegern den Wertpapierverleih als zusätzliche Renditemöglichkeit an. Wieder andere verleihen Wertpapiere an ihre Anleger, um die Gebühren möglichst niedrig zu halten. Die Wertpapierleihe ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Wer dieses Risiko ausschließen möchte, sollte einen Blick in die Geschäftsbedingungen zu werfen.

Geht die Wette auf, profitiert der Leerverkäufer von der Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem Rückkaufpreis der Aktie abzüglich der Leihgebühr und weiterer Transaktionskosten.

Steigt der Kurs jedoch unerwartet, muss er die Wertpapiere zum gestiegenen Marktpreis kaufen und erleidet einen Verlust. Weil der Kurs einer Aktie theoretisch um das X-fache steigen kann, sind auch die Verluste unbegrenzt.

Zudem fordern Broker, drohende Verluste durch zusätzliche Sicherheiten auszustatten („Margin Calls“). So tendieren Leerverkäufer dazu, ihre Positionen so schnell wie möglich zu schließen, indem sie bei einem unerwarteten Kursanstieg Aktien zurückkaufen.

Achtung: Ein Leerverkauf ist ein Hebelprodukt. Hebelprodukte sind Finanzinstrumente, die es Anlegern ermöglichen, Positionen zu eröffnen, die mehr wert sind als ihr Anlagekapital. Dies erlaubt höhere Renditen, aber auch ein deutlich höheres Verlustrisiko, das auch über das eigene Anlagekapital des Anlegers hinausgehen kann.

Chancen und Risiken eines Short Squeeze

Anleger, die vor einem Short Squeeze Aktien gehalten haben, profitieren von dem kurzfristigen Anstieg der Aktienkurse. Riskant ist es, darauf zu spekulieren, dass Aktien mit einem hohen Volumen an Wetten auf fallende Kurse aufgrund eines möglichen Short Squeeze an Wert gewinnen.

Denn obwohl die Chance auf schnelle Profite verlockend ist, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass es auch legitime Gründe für Wetten auf fallende Kurse geben kann. Allerdings bleibt bei jeder noch so gut begründeten Wette ein Risiko oder eine Chance, dass sie nicht aufgeht.

Sowohl Leerverkäufer als auch Anleger, gehen hierbei ein hohes finanzielles Risiko ein, um kurzfristig von der Kursentwicklung zu profitieren. Anleger, die ihr Vermögen halten und aufbauen möchten, sollten langfristig in Aktien investieren.

Jeder, der Aktien mit der Hoffnung kauf, dass es zu einem Short Squeeze kommt, sollte zumindest längerfristig überzeugt sein, dass der Aktienkurs des Unternehmens noch steigen wird.

Short Squeeze Beispiele

Volkswagen (2008)

Der Aktienkurs von Volkswagen (VW) stieg im Jahr 2008 kurzzeitig auf rund 1.000 EUR. Auslöser für den Kurssprung war ein Short Squeeze. Leerverkäufer hatten im Vorfeld massiv gegen VW gesetzt und große Leerverkaufspositionen gebildet.

Als Porsche dann versuchte, VW zu übernehmen und in großem Stil Aktien des Wolfsburger Unternehmens aufkaufte, vervierfachten such die Kurse innerhalb von zwei Tagen.

Da das Land Niedersachsen aber immer noch den beachtlichen Anteil von 20 % an VW hielt, hatten die Leerverkäufer plötzlich nicht mehr genug Aktien, um ihre Positionen zu schließen. Leerverkäufer und Hedgefonds haben innerhalb weniger Tage zweistellige Milliardensummen verloren.

Hingegen konnten sich die Aktienbesitzer freuen, denn sie hatten innerhalb weniger Tage einen enormen Gewinn erzielt. Binnen der nächsten vier Tage fiel der Aktienkurs um 58 %.

Tesla (2020)

Zu Jahresbeginn 2020 war Tesla die Aktie mit den meisten Leerverkäufen an den US-Börsen. Mehr als 18 % der im Umlauf befindlichen Aktien befanden sich in Short-Positionen. Einer der Gründe hierfür ist, der wachsende Druck der Wettbewerber, die ihre Produktpalette zunehmend elektrifizieren.

Zwischen Ende 2019 und Frühjahr 2020 vervierfachte sich der Aktienkurs von Tesla. Dabei verloren Leerverkäufer insgesamt etwa 8 Mrd. US-Dollar.

Erst Anfang März 2020 fiel die Tesla-Aktie wie die meisten anderen Aktien während einer Marktschwäche. Bei einem Ausverkauf, der nur wenige Tage andauerte, machten die Leerverkäufer rund 50 Mrd. US-Dollar.

GameStop (2021)

Vor dem Hintergrund des zunehmenden Wettbewerbs aus dem Online-Handel und dem Rückgang der Besucherzahlen in den Einkaufszentren wurde GameStop zum Ziel von Leerverkäufern, darunter auch große Hedgefonds. Das Interesse an Leerverkäufen stieg auf über 100 % der im Umlauf befindlichen Aktien.

Im Jahr 2020 sorgten Starinvestoren wie Michael Burry durch Investitionen in GameStop für positive Impulse. Anfang 2021 machte dann eine optimistische Prognose die Runde, wonach das Unternehmen in einigen Jahren wieder rentabel sein könnte.

Reddit-Investorengruppen treiben die Aktie weiter an und setzen auf einen Short Squeeze. Sie drängen einander, die Aktien nicht zu verkaufen, „Diamond Hands“.

Im Januar 2021 stieg der Aktienkurs von GameStop aufgrund eines Short Squeeze innerhalb von knapp zwei Wochen von weniger als 20 US-Dollar pro Aktie auf 483 US-Dollar (28. Januar 2021).

Short Squeeze
Short Squeeze GameStop. Quelle: TradingView.

Anzeichen eines Short Squeeze

Für die Ermittlung von Aktien, bei denen ein Risiko eines Short Squeeze besteht, sind zwei Messgrößen hilfreich: das Leerverkaufsverhältnis und das Leerverkaufsinteresse.

Leerverkaufsverhältnis

Das Leerverkaufsverhältnis ist die Gesamtzahl der leerverkauften Aktien in Prozent der insgesamt im Umlauf befindlichen Aktien. Es könnte ebenfalls hilfreich sein, sich dies als einen Bruchteil des durchschnittlichen täglichen Aktienvolumens vorzustellen, das gehandelt wird.

Wenn beispielsweise bei einem Unternehmen 100.000 Aktien „short“ sind, aber nur durchschnittlich 20.000 Aktien pro Tag gehandelt werden, bräuchten die Leerverkäufer theoretisch fünf Tage, um alle Short-Positionen zu decken.

Dies ist wichtig, denn je höher das Verhältnis zwischen leer verkauften Aktien und typischerweise gehandelten Aktien ist, desto höher ist die Nachfrage der Leerverkäufer nach der Aktie, sobald der Kurs zu steigen beginnt.

In der Regel sind Aktien interessant, bei denen die Anzahl der Leerverkäufe mindestens das Fünffache des durchschnittlichen Tagesumsatzes beträgt. Idealerweise sollte die Zahl der leer verkauften Aktien auch einen erheblichen Anteil aller verfügbaren Aktien ausmachen – z. B. 10 % oder mehr. Bei Tesla lag die Leerverkaufsquote 2020 bei rund 18 %.

Leerverkaufsinteresse

Ein weiterer Aspekt ist die Frage, ob die Zahl der leer verkauften Aktien steigt oder sinkt. Wenn Leerverkäufer genügend Aktien kaufen können, bevor es zu einem Squeeze kommt, kann sich die Situation von selbst entschärfen, ohne dass es zu einem plötzlichen Anstieg der Nachfrage kommt.

Nimmt die Zahl der Leerverkäufe weiter zu, obwohl es fünf Tage oder länger dauern würde, alle Leerverkaufspositionen zu decken, ist dies ein gutes Zeichen dafür, dass sich ein Short Squeeze anbahnt.

Anleger können die Zahl der Leerverkäufe auch als Indikator für die kurzfristige Stimmung der Anleger hinsichtlich der Unternehmensentwicklung interpretieren.

 

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Alexander Shkolnik

Alexander Shkolnik

Alexander digitalisiert seit über 8 Jahren Finanz- und Steuerprozesse bei führenden Wirtschafts- und Steuerberatungsunternehmen. Seine Leidenschaft galt schon in seiner Jugend der Wirtschaft und IT. Nach seinem Wirtschaftsabitur studierte Alexander Volkswirtschaft, Unternehmenssteuern und Wirtschaftsinformatik.

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