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Tapering – Was ist es und welchen Einfluss hat es auf die Anleger?

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Tapering

Die US-Zentralbank Federal Reserve hat verschiedene Möglichkeiten, Einfluss auf die US-Wirtschaft auszuüben. Eine dieser Möglichkeiten ist das sogenannte Tapering. Dies hat insbesondere Konsequenzen für Anleger.

Was ist Tapering?

Im Sommer dieses Jahres wurden zahlreiche Stimmen aus der US-Zentralbank laut, die ein mögliches Tapering noch vor Jahresende nahelegen. Unter dem Begriff des „Tapering“ versteht man eine Art Rückführung bzw. Reduktion von Wertpapieren, die sich derzeit noch im Besitz der Notenbanken befinden.

Beim Tapering kommt es zu einer Reduzierung des Ankaufs bzw. Akkumulation von Aktiva der Zentralbank

Als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie hat sich die US-Notenbank am 15. März 2020 dazu entschlossen, kurzfristige Zinsen auf null zu senken. Außerdem begann man mit dem groß angelegten Ankauf von Vermögenswerten, was auch als „quantitative easing“ bekannt ist.

Ankurblung der Wirtschaft durch die US-Zentralbank

Seit Mitte letzten Jahres hat man Staatsanleihen und hypothekarisch gesicherte Wertpapiere in Milliardenhöhe gekauft. Monatlich hat die Federal Reserve in dieser Zeit jeden Monat für mehr als 80 Milliarden USD ihre Wertpapierreserven aufgestockt und ebenfalls über 40 Milliarden USD monatlich für hypothekarisch gesicherte Wertpapiere ausgegeben, um den wirtschaftlich negativen Auswirkungen der Coronapandemie entgegenzuwirken.

Tapering – Was ist es und welchen Einfluss hat es auf die Anleger?

Der Ankauf von US-Staatsanleihen führt zu einer Verknappung der Anleihen auf dem freien Markt. Dadurch kommt es zu dem sogenannten „Porfolio-Balance“ -Effekt, da private Investoren, die an ihren vorhandenen Wertpapieren festhalten wollen, die Preise für die übrigen Angebote steigen lassen. Die Zentralbank hat aufgrund dieses Effekts die Möglichkeit, weitere Instrumente für die Ankurbelung der Wirtschaft einzusetzen.

Ferner kann man auch davon ausgehen, dass der Ankauf von Vermögenswerten verlangsamt und die aktuell vorherrschende Lockerungspolitik schrittweise beendet wird. Vornehmlich ist es so, dass das Tapering in die Wege geleitet wird, nachdem die lockerere Geldpolitik der Zentralbank ihren ursprünglichen Zweck, also die Stimulierung und Stabilisierung der Wirtschaft erzielt hat.

Das „quantitative easing“ deutet auf zukünftig nierige Zinsen hin

Das „quantitative easing“ ist dazu gedacht, der Wirtschaft auf die Beine zu helfen. Durch die Zinssenkung gibt man den Wirtschaftsteilnehmern klar zu erkennen, dass man gewillt ist, der Wirtschaft durch geldpolitische Maßnahmen unter die Arme zu greifen.

Letztlich muss man bezüglich der Bemühungen der Federal Reserve festhalten, dass sie sich retrospektiv ausgezahlt haben. Während die Arbeitslosenquoten in den Vereinigten Staaten im April 2020 fast über Nacht auf 15 % hochschoss, lag sie bereits im April dieses Jahres bei lediglich rund 6 %.

Wie funktioniert Tapering?

Im April 2021 stieg dabei auch nach langer Zeit die Inflationsrate auf über 2 %. Derzeit beträgt die Inflation in den Vereinigten Staaten rund 5,4 %, was über der selbst gesetzten Vorgabe von 2 % liegt.

Angesichts der positiven wirtschaftlichen Entwicklung denkt die US-Zentralbank daher aktiv darüber nach, den Ankauf von Assets einzustellen. Die Zinsraten sollten sich durch diesen Prozess schrittweise wieder normalisieren.

Wenn die Fed sich entschließt, den Ankauf von Anleihen einzustellen, verlässt ein Schwergewicht den Markt. Im Umkehrschluss führt dies dazu, dass die Preise für Anleihen fallen werden. Insbesondere will man auch dadurch verhindern, dass die Inflation weiter ansteigt und der Markt sich insgesamt überheizt.

Der Ankauf von Anleihen wird dabei nicht sofort komplett eingestellt. Vielmehr handelt es sich um einen schrittweisen Prozess. Ein sofortiger Stopp hätte das Potenzial den gesamten Markt immens zu beeinflussen und für Turbulenzen zu sorgen, was man natürlich möglichst vermeiden möchte.

Tapering ist die Verringerung der Rate mit welcher die US-Zentralbank im Rahmen des „quantitative easing“ neue Assets in ihrere Bilanz akkumuliert.

Wie erfolgt das Tapering?

Beim Tapering beginnt die US-Zentralbank mit dem schrittweisen Ausstieg aus zur Ankurblung der Wirtschaft bereits erfolgten geldpolitischen Maßnahmen. Um die Erwartungen des Marktes zu erfüllen, kommuniziert die Zentralbank ihre Absichten ganz offen und sorgt dadurch auch für eine gewisse Sicherheit. Die schrittweise Rückführung ist daher aus ihrer Sicht ein probates Mittel, um diesen Effekt zu erreichen.

Einer der wichtigsten Aspekte, warum es zum Tapering überhaupt kommt, ist die Sicherheit des Marktes. Man will seitens der Zentralbanken unbedingt gewährleisten, dass der Markt stabil bleibt – daher legt man seine bevorstehenden Pläne und Bedingungen detailliert dar.

Dadurch gibt man dem Markt die Möglichkeit auf die Verringerung der „quantitative easing“- Politik zu reagieren und entsprechende Maßnahmen zu treffen. Dies erfolgt möglichst auch noch bevor die eigentlichen Maßnahmen überhaupt stattfinden.

Dabei müssen sich die Zentralbanken natürlich auch des Umstanden bewusst sein, dass je länger die Stimulationspolitik anhält, desto wahrscheinlicher die Entstehung einer Blase oder Überinflation gegeben ist.

Mögliches Taper Tantrum 2.0?

Bereits im Jahre 2013 kam es zu negativen Reaktionen des Marktes auf einen Wechsel der Geldpolitik. Damals leitet die US-Zentralbank ein Tapering ein. Allein die Ankündigung dieses Vorhabens durch Ben Bernanke führte dazu, dass die Zinsen drastisch anstiegen. Die Intention hinter dem Wechsel der Geldpolitik zielte zwar darauf ab, die Kreditvergabe der Banken wieder anzuregen und die Wirtschaft durch den Ankauf von Anleihen mit langen Laufzeiten zu fördern.

Allerdings bewirkte sie fast das Gegenteil. Der Markt reagierte nervös und besorgt. Es stand die Sorge im Raum, dass sich die restriktivere Geldpolitik  negativ auf Aktien und Anleihen auswirken könnte. Infolgedessen kam es zu starken Kursverlusten an den globalen Aktienmärkten. Jedoch erholten sich die Märkte infolgedessen auch wieder schnell.

Die eigentliche Phase des Taperings dauerte bis zum 3. Quartal des Jahres 2014 an und hatte vergleichsweise wenig Auswirkungen auf die Aktienmärkte; sogar die Zinsen sanken in diesem Zeitraum. Die geringere Liquidität auf dem Markt hatte insofern einen geringeren Einfluss als manche Experten anfangs vermutet hatten.

Parallelen zwischen 2013 und 2021

Insgesamt kann man durchaus Parallel zwischen den Jahren 2013 und 2021 ziehen. Dementsprechend kann man durchaus mit einem baldigen Beginn des Taperings rechnen. Wie sollte man also als Anleger reagieren? Derzeit deutet einiges darauf hin, dass sogar noch vor Endes des Jahres der Prozess eingeleitet wird.

Infolge des Tapering 2013, kam es zwar zu zwischenzeitlichen Kurseinbußen an Märkten, der Einfluss war jedoch insgesamt jedoch gering. 2013 lag das Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten bei rund 2 %.

Ein Unterschied liegt aber darin, dass die Märkte auf die Nachrichten eines bevorstehenden Taperings gewissermaßen nicht reagiert haben. Die Zentralbank ist offensichtlich darum bemüht, ein mögliches Taper Tantrum 2.0 zu vermeiden. Dafür kommuniziert sich klar und deutlich, dass ein Tapering bevorsteht.

Insgesamt wird ein Rückzug von einer gewaltigen, akkommodierten Menge an Assets anstehen. Seit Beginn der weltweiten Pandemie fand ein Ankauf in beispielloser Größe statt, die jetzt schrittweise zurückgefahren werden muss. Insgesamt entfallen rund 7 Billionen US-Dollar auf die im Rahmen der quantitativen Lockerungsprogramme der Fed aufgekauften Assets.

Einfluss des Tapering auf die Anleger

Historisch betrachtet hat der schrittweise Rückzug der Fed aus dem Markt dazu geführt, dass die Volatilität von langfristigen Anleihen tendenziell steigt. Wenn man annimmt, dass ein mögliches Taper Tantrum bevorsteht, wäre man daher geneigt derartige langfristige Anleihen abzustoßen. Falls die Zinsen steigen, will man nicht einen großen Teil seines Kapitals in derartige Investments gebunden haben, da es alternative Investments gibt, die deutlich mehr Rendite versprechen.

Andere Assetklassen wie Aktien oder ETFs könnten ebenfalls von steigenden Zinsen betroffen sein. Die Volatilität dieser Anlageklassen könnte auch steigen und Möglichkeiten bieten.

In Anbetracht der Tatsache, dass ein Tapering infolge erfolgreicher Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft erfolgt, kann man von einer stabilen bis positiven wirtschaftlichen Gesamtsituation ausgehen. In diesem Fall können insbesondere etwa Rohstoffe und vor allem finanzielle Institutionen von steigenden Kursen profitieren.

 

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Kirill Seregin

Kirill Seregin

Kirill beschäftigt sich seit 2016 mit Aktien, ETFs und Kryptowährungen. Er hat Rechtswissenschaften studiert und mehrere Guides zum Thema Kryptowährungen bei t3n veröffentlicht, wurde für den Black Bull Award nominiert und ist Chefredakteur bei Blockchainwelt.

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